Liebe Eltern,
für Sie ist dieser Tag meistens noch viel aufregender als für Ihre Kinder und auch ich bin bei jeder Einschulung so gespannt , als wenn mein eigener Nachwuchs noch einmal diesen wunderschönen Weg gehen könnte, der nicht überall auf der Welt selbstverständlich ist.
Aber auch für den Schulstandort Iden mussten wir kämpfen, kämpfen gegen das enge Korsett, welches uns das Bildministerium in Magdeburg umgelegt hat. Wir haben gerungen , wir haben uns als Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck bemüht, wir hatten den zuständigen Referatsleiter aus Magdeburg eingeladen, mit unseren Kommunen über Einzugsbereiche gesprochen und heute bin ich mit Ihnen hier.
Ich überlege jedes Jahr welchen Schwerpunkt meine Worte haben sollen. Ernst des Lebens, Leistung, Schulregeln, Aufmerksamkeit? Aber keines dieser Worte trifft das, was ich mir von Ihnen bzw. von der Zusammenarbeit mit dem Schul-und Hortkollektiv wünsche.
Der Begriff „Lernen“ ist es der mich zum verweilen einlädt. Schule hat sich über die Jahre sehr verändert und durch diesen Wandel wurde der Begriff „Lernen“ neu belegt. Lernte man früher einzeln mit einem Hauslehrer, saß aufrecht an seinem Platz und legte die Hände ruhig auf sein Pult, lernte man in der Knaben- und Mädchenschule, schrieb man fleißig von der Tafel mit dem Griffel ab und alle Kinder machten zur selben Zeit das Gleiche. So ist Strenge ist ein Begriff, der zu dieser Zeit vielleicht am besten passt. Heute lernt man anders, vielleicht bewusster,achtend auf das Bedürfnis des Einzelnen, aber auf jeden Fall sensibler und freundlicher.
Jetzt finden sie Klassen, die unterschiedlicher in der Zusammensetzung kaum sein könnten. Einige Kinder kommen lesend und schreibend in die Schule, weitere Kinder spielen lieber noch und wieder andere sprechen nur wenig die deutsche Sprache, dafür aber zwei bis drei andere. Und alle Kinder wollen lernen. Das liegt in der Natur jedes Kindes.
Unsere Hauptaufgabe in der Grundschule sehe ich darin, diese Neugier auf das Lernen zu erhalten, es auszubauen und vor allem mit Freude zu füllen. Wenn ich interessiert und mit Freude lernen kann, dann kann ich Leistung erbringen und mich weiter entwickeln und meine Persönlichkeit formen.
Oftmals werden sie daher von ihren Kindern hören: wir saßen auf dem Boden, im Sitzkreis, uns wurde vorgelesen, wir haben gespielt, geknetet, geklebt, ausgeschnitten. Ich durfte mir meine Aufgabe selbst aussuchen. Wir haben mit Kreide auf dem Schulhof geschrieben, wir haben Hüpfkästchen gespielt oder wir waren wandern. Und sie fragen sich vielleicht: Hast du auch etwas gelernt? Oh ja, ganz bestimmt. Denn mit dem Vorlesen wecke ich die Motivation nicht nur am Zuhören, sondern auch den Wunsch selbst schreiben zu können. Denn das, was ich da gehört habe, möchte ich schließlich auch selbst tun können. Der Weg vom Sitzplatz in den Sitzkreis auf den Boden bringt Bewegung in die Kinder und erhöht die Konzentration, und dass ohne Strenge. Das Hüpfspiel auf dem Schulhof hört sich zunächst banal an. Ihr Kind hüpft von Kästchen zu Kästchen. Aber wenn in den Kästchen die Namen der Monate stehen und man beim Hüpfen auf die richtige Reihenfolge achten muss, so nennt man das heute Lernen. Vielleicht stehen auf dem Boden aber auch verschiedene Buchstaben und die Kinder hüpfen ihre Namen. So schreiben sie vielleicht das erste Mal.
Für sie, liebe Eltern bedeutet Lernen an diesem Punkt: Haben sie Vertrauen in das, was wir tun. Auch dann, wenn es vielleicht von der eigenen Schulerfahrung abweicht. Haben sie Vertrauen und Geduld in uns und ihr Kind, wenn Ihr Kind ihnen vielleicht kaum etwas oder auch gar nichts von der Schule erzählt, sie nicht täglich, wöchentlich oder monatlich etwas von der Klassenlehrer:in hören. Es werden regelmäßig Elternabende und Gespräche stattfinden. Seien sie sicher, unsere Schul- und Hortkollektive sind heutzutage sehr gut ausgebildet und vorbereitet worden auf unseren täglichen Unterricht mit den Kindern und hören nicht auf uns weiterzubilden.
Haben sie Vertrauen in uns, in ihr Kind und unsere Arbeit. Schule hat sich verändert, das werden sie fast täglich zu spüren bekommen. Doch Schule macht Spaß und Lernen bereitet Freude.
Unterstützen Sie Ihr Kind indem Sie folgendes weiterhin immer wieder sagen:
1. Ich hab dich lieb!
2. Ich glaub an dich!
3. Gut gemacht!
4. Du bist etwas ganz Besonderes!
5. Ich bin stolz auf dich!
In diesem Sinne unterrichten wir seit vielen Jahren diese Worte brauchen nicht nur Kinder, sondern hin und wieder auch wir als Erwachsene. Wann haben Sie selbst diese Worte zuletzt zu hören bekommen?!
Mit den Worten von Maria Montesourri möchte ich Sie und Ihre Kinder ganz herzlich auf vier wundervolle Jahre hier am Schulstandort Iden begrüßen. „Wenn du ein Kind zu oft kritisierst, wird es lernen, über andere zu urteilen. Wenn du es regelmäßig lobst, wird es lernen, wertzuschätzen.“
Ihr René Schernikau