22.07.2022, Magdeburg – 328/2022
- Staatskanzlei und Ministerium für Kultur
Die seit dem 1. Februar 2022 in Aufbau befindliche Meldestelle Antisemitismus Sachsen-Anhalt (RIAS Sachsen-Anhalt) unter Trägerschaft des Vereins OFEK e.V. (https://ofek-beratung.de/rias-sachsen-anhalt) ist nun voll arbeitsfähig. Sie wird vom Land gefördert.
Die Notwendigkeit einer Meldestelle Antisemitismus für Sachsen-Anhalt ist neben der psychosozialen Betroffenenberatung als ein primäres Ziel im „Landesprogramm für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus“ festgehalten, dass am 6. Oktober 2020 von der Landesregierung beschlossen wurde. Aufgabe der Meldestelle ist die Dokumentation und Analyse von antisemitischen Vorfällen mit und ohne Straftatbestand. Die Meldestelle arbeitet so, dass die Schwelle für Meldungen möglichst niedrig gehalten wird und die Erfahrungen der Betroffenen im Fokus stehen.
OFEK e.V. setzt sich zum Ziel, das Vertrauen der Community in die Melde- und Beratungsstrukturen zu erhöhen. Betroffene und ihr Umfeld sowie Zeuginnen und Zeugen können die Meldungen ab sofort über ein mehrsprachiges (Deutsch, Englisch, Russisch) und ein Onlineformular unter https://report-antisemitism.de/ selbst vornehmen, oder sich bei Meldestelle RIAS Sachsen-Anhalt persönlich melden.
Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff erklärt:
„Wir wollen Antisemitismus in Sachsen-Anhalt effektiv bekämpfen. Hierzu müssen wir wissen, wo und wie sich dieser zeigt und wer antisemitische Handlungen begeht. Weiterhin kommen die Betroffenen über die Meldestelle Antisemitismus schnell an geeignete Unterstützungsstrukturen, um nicht mit dem Erlebten allein gelassen zu werden.“
Max Privorozki, Vorsitzender des Landesverbands jüdischer Gemeinden:
„Irgendwann – so hoffen wir – benötigt es die Gesellschaft weder über Antisemitismus zu reden noch die Opfer zu betreuen und die Vorfälle zu dokumentieren. Auf diese Zeit warten wir. Bis sie kommt, sind die Präventionsmaßnahmen gegen dieses Übel unabdingbar: wir begrüßen in diesem Zusammenhang, dass die OFEK- und RIAS-Stellen in unserem Bundesland einsatzfähig sind.“
Marina Chernivsky, geschäftsführende Vorständin des Trägervereins OFEK e.V.:
Erst kürzlich hat der Bundesverband RIAS e.V. die jährlichen Zahlen der bundesweit erfassten antisemitischen Vorfälle vorgestellt. Die hohen Zahlen erschüttern, aber sie kommen wenig überraschend daher. Mit der regionalen Meldestelle in unserer Trägerschaft wollen wir das Ausmaß des Antisemitismus in Sachsen-Anhalt möglichst genau abbilden. Die Erfassung und Analyse von antisemitischen Vorfällen sind dabei eine wichtige Voraussetzung.
Dr. Wolfgang Schneiß, Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus:
„Ich bin dankbar, dass Monitoring und Hilfe für Betroffene in Sachsen-Anhalt zukünftig noch fester ineinandergreifen. Antisemitismus ist für die jüdische Gemeinschaft leider eine Alltagserfahrung. Antisemitische Vorfälle müssen sichtbar gemacht werden. Nur dann gelingt es, sie wirkungsvoll zu bekämpfen und auch präventiv mehr dagegen zu tun.“
Benjamin Steinitz, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands RIAS e.V.:
„Der rechtsextreme Terroranschlag auf die Synagoge in Halle an Yom Kippur 5780 hat einmal mehr bewiesen, dass Antisemitismus die Bereitschaft zur Vernichtung von Jüdinnen und Juden mit sich bringt. Antisemitische Vorfälle zeigen sich vor allem in niedrigschwelliger Form, die den Alltag von Jüdinnen und Juden prägen. Ich freue mich, dass nun eine Meldestelle in Sachsen-Anhalt die Arbeit aufnimmt und das Dunkelfeld antisemitischer Vorfälle erhellt.“